Angeborene vererbte Taubheit hat
ihre körperliche Ursache in einem Verlust der Sinneszellen im Innenohr.
Auffällig ist ihr gehäuftes Auftreten weißgefärbten Hunderassen.
Diese Weißfärbung kann ihre Ursache im Vorhandensein des Scheckungsgens
oder des Merlegens haben. Es scheint einen Einfluß der Pigmentzellen auf
die Funktionserhaltung der Haarsinneszellen im Ohr zu geben. Wie dieser Einfluß
genau aussieht, ist noch nicht bekannt.
Bei Dalmatinern wurde gezeigt, dass sich das Hörvermögen der Welpen
bis zur 3. Lebenswoche normal entwickelt. Erst dann degenerieren jene Bereiche
des Innenohrs, die für die Taubheit verantwortlich sind. Deshalb ist es
erst dann sinnvoll einen Hörtest durchzuführen, wenn der Welpe mindestens
5 Wochen alt ist.
Meist fällt die Taubheit schon beim Welpen auf. Das Tier schläft trotz Lärm weiter und reagiert nicht auf Geräusche. Genaue Beobachtung des gesamten Wurfes ist notwendig, da ein taubes Tier sich oft stark an den Geschwistern orientiert und so einen hörenden Eindruck macht. Eine sichere Diagnose kann nur mittels Audiometrie (BAER-Test) gestellt werden.
Obwohl er auf den ersten Blick nicht
so aussieht, ist der Australian Cattle Dog genetisch ein weißer oder fast
weißer Hund und deshalb auch von der vererbten, angeborenen, sensoneuralen
Taubheit betroffen. Sichtbar wird dies bei der Geburt. Die Welpen werden weiß
geboren, bis auf einige dunkle Platten, die zumeist am Kopf oder Rutenansatz,
manchmal auch am Körper zu sehen sind. Erst mit etwa 3 Wochen zeigt sich
eine feine Tüpfelung im Fell, die im Laufe der nächsten Zeit stärker
wird und beim erwachsenen Hund zu dem charakteristischen Aussehen führt.
Die weiße Farbe des Australian Cattle Dogs wird durch das Scheckungsgen
bewirkt, deshalb ist es anzunehmen, dass es beim Australian Cattle Dog wie bei
anderen stark gescheckten Rassen etwa 2 % volltaube und etwa 12 % einseitig
taube Hunde gibt.
Eine Studie an über 800 Australian Cattle Dogs findet einen Anteil von
11,1 % tauben Hunden (7,5 % einseitig taub, 3,6 % beidseitig taub). (Sommerlad
et. al 2012)
Bei Rassen mit dem Scheckungsgen
ist die Vererbung der Taubheit weder ein einfach rezessiver noch ein dominanter
Erbgang. Beidseitig hörende Elterntiere können taube und hörende
Nachkommen hervorbringen. Sind beide Elterntiere beidseitig taub können
ebenfalls taube und hörende Nachkommen entstehen. Aufgrund von molekulargenetischen
Untersuchungen wird davon ausgegangen, dass die Taubheit von einem Gen verursacht
wird, welches für die Regulierung der Scheckungsgene zuständig ist.
Unterstützt wird diese Theorie durch die Befunde, dass Dalmatiner mit Plattenflecken,
welche bereits bei der Geburt zu sehen sind, eine geringere Wahrscheinlichkeit
für Taubheit haben. Im Gegenzug haben Hunde mit so starker Scheckungsausprägung,
daß sogar die Augen pigmentfrei sind und damit blau erscheinen, eine höhere
Wahrscheinlichkeit für Taubheit.
In 2012 wurde von Sommerlad et. al an der Universität von Queensland eine
wichtige Studie an Australian Cattle Dogs publiziert, die folgende Zusammenhänge
aufzeigt:
Für den Züchter ist es sehr unbefriedigend, dass die Vererbung der Taubheit noch nicht abgeklärt ist. Auch bei der Zucht nur mit voll hörenden Hunden fallen immer wieder taube Welpen. Da die Taubheit an die weiße Fellfarbe gebunden ist, wäre eine Möglichkeit züchterisch gegen die Taubheit vorzugehen, Hunde mit großen und vielen Plattenflecken gegenüber reinweiß geborenen Hunden zu bevorzugen. Leider sind solche Flecken an anderen Stellen als Gesicht und Rute laut Rassestandard als Fehler zu werten.