Durch eine fortschreitende Rückbildung
der Netzhaut erblindet der Hund. Zuerst zeigt sich eine Nachtblindheit, später
sieht der Hund auch in der Dämmerung schlechter, das Endstadium der Erkrankung
geht mit einer völligen Blindheit einher. PRA ist angeboren und wird vererbt.
Es sind immer beide Augen sind betroffen. Aufgrund einer Unterversorgung der
Netzhaut mit Blut beginnen die Lichtsinneszellen vom Rand her abzusterben und
ihre Funktion einzustellen. Zuerst trifft es vermehrt die Stäbchen, die
für das Dämmerungs- und Bewegungssehen zuständig sind. Deswegen
ist Nachtblindheit das erste Symptom einer PRA. Schreitet die Krankheit weiter
fort, sind neben den Stäbchen auch die farbtüchtigen Zapfen betroffen.
Der Prozess ist schmerzfrei für den Hund.
Der Krankheitsverlauf kann sich von Hund zu Hund stark unterscheiden, gemeinsam
ist nur der +/- späte Beginn und der fortschreitende Verlauf. Diese Unterschiede
gehen sogar soweit, dass nicht alle genetisch betroffenen Hunde auch jemals
klinische Symptome zeigen müssen.
Beim Australian Cattle Dog ist nur
die Variante prcdPRA bekannt. Das "prcd" steht für "progressive
rod cone degeneration" und bedeutet übersetzt "fortschreitende
Rückbildung der Stäbchen und Zapfen".
Bereits in den frühen Anfängen war Blindheit ein Thema bei dieser
Rasse. Alte Geschichten schildern das Auftreten von "Nachtblindheit",
"Mondblindheit" sowie schlechter Sehfähigkeit in der Dämmerung.
Die Krankheit tritt beim ACD relativ häufig auf und wurde vermutlich durch
die zu ihrer Zeit extrem populäre Zuchtrüden "Wooleston Blue
Jack", "Little Logic" und "Logic Return" so stark verbreitet.
Nach heutigem Kenntnisstand war zumindest "Little Logic" ein Träger
von PRA.
Auf www.cattledog.com wird eine Liste der getesteten ACD publiziert. Demzufolge
sind 33 % der Hunde reinerbig gesund, 46 % sind mischerbige Träger und
21 % sind reinerbig für das krankmachende Allel.
PRA wird autosomal rezessiv vererbt.
Autosomal bedeutet, es ist nicht an das Geschlecht gebunden. Rezessiv bedeutet,
dass die Krankheit nur dann zum Ausbruch kommt, wenn ein Hund zwei mutierte
Allele trägt. Trägt er nur ein mutiertes, krankmachendes Allel wird
es vom dominanten gesunden Allel überlagert.
Früher war die züchterische Bekämpfung der PRA extrem schwierig,
da die ersten Symptome erst im fortgeschrittenen Alter des Hundes auftreten,
wo er meist schon zur Zucht verwendet wurde. Außerdem war es unmöglich,
gesunde Anlageträger zu erkennen.
Glücklicherweise gibt es seit dem Jahr 2000 einen Test - früher Markertest
nunmehr einen echten Gentest - der es ermöglicht zu erkennen, ob das Tier
reinerbig gesund oder gesunder Merkmalsträger ist, oder ob es beide mutierte
Allele trägt und daher früher oder später erkranken wird.
Für die Zucht ermöglicht dieser Gentest nun ein weites Spektrum an
Möglichkeiten. Bei korrekter Verpaarung getesteter Hunde muss nie wieder
ein Hund auf die Welt kommen, der an pcrdPRA erkrankt! Und das ist möglich,
ohne den Genpool weiter einzuschränken, denn auch Hunde mit ein- oder zwei
mutierten Allelen werden - verpaart man sie mit Hunden mit zwei gesunden Allelen
- keine pcrdPRA kranke Welpen bringen. Untenstehende Grafik soll die Vererbungsverhältnisse
verdeutlichen:
Genotyp A: Besitzt zwei gesunde Allele. Bekommt keine PRA und kann sie auch nicht vererben. | Genotyp B: Besitzt ein gesundes und ein krankmachendes Allel. Bekommt keine PRA, kann sie aber vererben. | Genotyp C: Besitzt zwei krankmachende Allele. Bekommt PRA und vererbt sie. |
Ein Hund mit Genotyp A kann an jeden seiner Nachkommen nur ein gesundes Allel vererben. Ein Hund mit Genotyp B kann an jeden seiner Nachkommen entweder ein gesundes oder ein krankmachendes Allel vererben. Ein Hund mit Genotyp C kann an jeden seiner Nachkommen nur ein krankmachendes Allel vererben.
|
AxA Werden zwei Hunde des Genotyps A miteinander verpaart, so werden 100 % der Welpen ebenfalls den Genotyp A besitzen. |
||||||||||||
|
AxB Wird ein Hund des Genotyps A mit einem Hund des Genotyps B verpaart, werden 50 % der Welpen den Genotyp A und 50 % der Welpen den Genotyp B besitzen. |
||||||||||||
|
AxC Wird ein Hund des Genotyps A mit einem Hund des Genotyps C verpaart, werden 100 % der Welpen den Genotyp B besitzen. |
||||||||||||
|
BxB Werden zwei Hunde des Genotyps B miteinander verpaart, werden 25 % der Welpen den Genotyp A, 50 % der Welpen den Genotyp B und 25 % der Welpen den Genotyp C besitzen. |
||||||||||||
|
BxC Wird ein Hund des Genotyps B mit einem Hund des Genotyps C verpaart, werden 50 % der Welpen den Genotyp B und 50 % der Welpen den Genotyp C besitzen. |
||||||||||||
|
CxC Werden zwei Hunde des Genotyps C miteinander verpaart, werden 100 % der Welpen ebenfalls den Genotyp C besitzen. |