Glossar

Ahnenverlustkoeffizient - Allel - Dominanter Erbgang - Effektive Populationsgröße - Gen - Genetische Drift - Genotyp - Genpool - Gründereffekt - heterozygot - homozygot - Inzucht - Inzuchtkoeffizient - Linienzucht - Phänotyp - Population - Populationsgenetik - Rezessiver Erbgang - Selektion - Zuchtwertschätzung

Ahnenverlustkoeffizient Beim Ahnenverlustloeffizienten wird der sogenannte Ahnenverlust berechnet. Ein solcher liegt immer vor, wenn ein Ahne mehr als einmal in einer vorgegebenen Ahnenreihe eines Tieres vorkommt. Bei 5 Generationen gibt es 62 mögliche Ahnen. Taucht in dieser Anzahl ein Ahne zweimal auf, so hat das Tier eigentlich nur 61 verschiedenen Ahnen. Berechnet wird der Ahnenverlustkoeffizient als Quotient aus der Anzahl der tatsächlichen Ahnen und der Anzahl der möglichen Ahnen.

AVK (%) = (Anzahl tatsächliche Ahnen / Anzahl mögliche Ahnen) *100
Allel Allele sind die unterschiedlichen Varianten eines Gens an einer bestimmte Stelle (Genort oder -locus) auf einem Chromosom. In der Regel gibt es von jedem Gen viele Allele, die mehr oder weniger große Unterschiede in der DNA-Sequenz aufweisen.
Dominanter Erbgang Beim dominanten Erbgang handelt es sich um einen Vererbungsmodus bei dem ein Merkmal bereits ausgeprägt wird, wenn das auslösende Allel nur einfach (heterozygot) vorhanden ist.
Effektive Populationsgröße Die Effektive Populationsgröße (Ne) ist eine Einheit in der Biologie, welche verwendet wird, um die kleinste überlebensfähige Population zu berechnen. Sie bestimmt, wie viele Individuen vorhanden sein müssen, um das Überleben dieser Population zu sichern. Die Gesamtgröße einer Population kann irreführend sein, da nicht alle Mitglieder der Population fortpflanzungsfähig sind und ihre Allele nicht an die nachfolgende Generation weiter geben können. Um daher die kleinste lebensfähige Population sinnvoll abzuschätzen, wird die Effektive Populationsgröße nach folgender Formel berechnet:

Ne=(4 x Nf x Nm / (Nf + Nm)

Hierbei stehen Nf für die Zahl der Weibchen in der Population und Nm für die Zahl der Männchen in der Population.
Wenn sich beispielsweise in einer Population von 700 Individuen 500 fortpflanzungsfähige Weibchen und 70 fortpflanzungsfähige Männchen befinden, errechnet sich

Ne = (4 x 500 x 70) / (500 + 70) = 245

Gen Ein Gen ist ein Abschnitt auf der Desoxyribonukleinsäure (DNA), der die Grundinformationen zur Herstellung einer biologisch aktiven Ribonukleinsäure (RNA) enthält.
Allgemein werden Gene als Erbanlage oder Erbfaktor bezeichnet, da sie die Träger von Erbinformation sind, die durch Reproduktion an die Nachkommen weitergegeben werden.
Genetische Drift Die Genetische Drift ist ein Zufallsprozeß, der auch ohne Selektionsdruck zum Verlust der genetischen Vielfalt in natürlichen Populationen führt. Die Zeit bis zur Fixierung eines einzigen Allels in der Population ist proportional zur effektiven Populationsgröße.
Genotyp Der Genotyp eines Organismus repräsentiert seine exakte genetische Ausstattung, also den individuellen Satz von Genen, den er im Zellkern in sich trägt.
Genpool
Der Genpool bezeichnet die Gesamtheit aller Genvariationen (Allele) einer Population. Die Population hat alle diese Allele zur Verfügung, um sich ihrer Umwelt optimal anzupassen.
Existiert für ein bestimmtes Gen nur ein Allel in der gesamten Population, so ist die Population für diesen Genort monomorph. Existieren mehrere/viele unterschiedliche Versionen des Gens in der Population, so ist sie für dieses Gen polymorph.
Gründereffekt

Der Gründereffekt (Founder-Effect) beschreibt eine genetische Abweichung einer isolierten Population oder Gründerpopulation (zB auf einer Insel) von der Stammpopulation (zB. auf dem Festland). Diese Abweichung entsteht aufgrund der Beschränktheit des Allelbesitzes der an ihrer Gründung beteiligten Individuen und nicht infolge unterschiedlicher Selektionsbedingungen.

Der Gründereffekt hat deutlich geringere geno- und phänotypische Variabilität der Nachkommen zur Folge, da die Gründerindividuen den Genpool der Ausgangsart in der Regel nur unvollständig repräsentieren. Daraus können sich verringerte Überlebenschancen beim Auftreten extremer Umweltbedingungen und ein Mangel an Ausgangsmaterial für die genetische Selektion ergeben. Der Gründereffekt trägt somit zum leichteren Aussterben kleiner, isolierter Populationen bei.

heterozygot Heterozygotie ist die Mischerbigkeit im Bezug auf ein genetisches Merkmal. Ein Individuum mit zwei Chromosomensätzen (diploid) ist heterozygot für dieses Merkmal, wenn ein Gen in zwei verschiedenen Allelen vorliegt.
homozygot Homozygotie ist die Reinerbigkeit im Bezug auf ein genetisches Merkmal. Ein Individuum ist homoozygot für dieses Merkmal, wenn ein Gen zweimal im gleichen Allel vorliegt.
Inzucht Unter Inzucht versteht man die Paarung zwischen nahen Verwandten, um genetisch möglichst reinerbige Zuchtlinien zu erhalten.
Inzuchtkoeffizient Der Inzuchtkoeffizient berechnet den Verwandtschaftsgrad der beiden Elterntiere eines Individuums zueinander. Er beschreibt die Wahrscheinlichkeit, inwieweit herkunftsgleiche Gene an einem bestimmten Genort des Hundes auftreten können bzw. Homozygotie (Reinerbigkeit) aufgrund der Abstammung (bzw. Herkunftsgleichheit) der Gene vorliegt.
Der IK ist um so größer, je näher die Eltern miteinander verwandt sind. Am größten ist er bei Vollgeschwisterverpaarung, nämlich 0,25 (=25%). Werte über 0,25 entstehen, wenn die gemeinsamen Ahnen ebenfalls ingezüchtet sind.

Die Berechnungsmethode für den IK sieht wie folgt aus:

F = [Summe aller]0,5^(n1+n2+1) * (1+F(a)).

Dabei bedeutet F= IK des Hundes n1,n2=Anzahl an Generationen, die zwischen dem Hund und dem jeweiligen gemeinsamen Vorfahren auf mütterlicher und väterlicher Seite liegen; F(a)= IK des gemeinsamen Ahnen. Die Summierung erfolgt über alle gemeinsamen Vorfahren auf der mütterlichen und der väterlichen Seite.

Linienzucht Das Ziel einer Linienzucht ist grundsätzlich, rassetypische Merkmale eines bestimmten Tieres in seinen Nachkommen homozygot (reinerbig) so zu festigen, dass sie sicher weitervererbt werden. Es ist eine fortgesetzte Rückverpaarung der jeweils besten Söhne mit der Mutter einerseits und der besten Töchter mit dem Vater andererseits. Auf diese Weise entstehen zwei Linien, eine, in der das Erbgut der Mutter, und eine, in der das Erbgut des Vaters zunehmend angehäuft wird.
Phänotyp Beim Phänotyp eines Organismus handelt es sich um seine tatsächlichen körperlichen Merkmale wie Größe, Gewicht, Farbe usw
Population Eine Population ist eine Gruppe von Individuen der gleichen Art, die aufgrund ihrer Entstehungsprozesse miteinander verbunden sind, eine Fortpflanzungsgemeinschaft bilden und in einem einheitlichen Areal zu finden sind.
Populationsgenetik Die Populationsgenetik ist die Erforschung der Verteilung von Genfrequenzen unter dem Einfluss der Evolutionsfaktoren Selektion, Gendrift, Mutation und Rekombination, Migration bzw. Isolation.
Die Populationsgenetik untersucht quantitativ, wie sich die ökologischen Interaktionen auf die genetische Zusammensetzung von Populationen auswirken und welche Rückwirkungen dies auf die ökologischen Eigenschaften der Population haben kann. Populationsgenetik untersucht die Gesetzmäßigkeiten, die Evolutionsprozessen zugrunde liegen. Die Theorie der Evolution muss mit den Erkenntnissen der Populationsgenetik und Populationsökologie in Einklang stehen.
Rezessiver Erbgang Beim rezessiven Erbgang handelt es sich um einen Vererbungsmodus, bei dem ein Merkmal nur bei zweifachem Vorhandensein (=Homozygotie) des auslösenden Allels auftritt. Heterozygote Genträger sind klinisch i. d. R. nicht zu erkennen, sie werden als Anlageträger bezeichnet.
Selektion

Selektion ist ein grundlegender Begriff heutiger Theorien der biologischen Evolution. Sie besteht

  1. als natürliche Selektion in der natürlichen Auslese von Phänotypen durch die Fortpflanzung der jeweils überlebenstüchtigsten Individuen einer biologischen Art. Die entscheidenden Einflüsse sind äußere Faktoren der Umwelt oder ihre Änderungen. Überlebenstüchtigkeit heißt dabei nicht notwendig Überleben der Stärksten. Sie kann auch Kooperation und Altruismus einschließen. Entscheidend ist, dass die Gene weitergegeben werden. Die Überlebensfähigkeit ist auch von den konkreten Umweltbedingungen im Biotop abhängig.
  2. als künstliche Selektion in einer menschlich gesteuerten Zuchtwahl. Sie erhöht die Fortpflanzung jener Individuen, die die vom Züchter geförderten Eigenschaften besitzen.
  3. als sexuelle Selektion, in der Auslese von Phänotypen durch die Fortpflanzungspartner der eigenen Art, bei sich geschlechtlich fortpflanzenden Organismen. Entscheidend ist, dass Gene weitergegeben werden, die zu Phänotypen führen, die von Fortpflanzungspartnern wiederum bevorzugt werden.
Zuchtwertschätzung

Unter Zuchtwertschätzung versteht man verschiedene normierte Verfahren, um Haus- und Nutztiere auf ihre Fruchtbarkeit und Produktivität hin einzustufen. Zuchtwertschätzungen gibt es u. a. für Milchkühe, Schweine, Hunde und Bienen.
Die ZWS der Hundezucht bedient sich des "BLUP-Tiermodells". Dabei erstreckt sich der Zuchtwert auf alle männlichen und weiblichen Tiere, die im jeweiligen Datensatz vorkommen. Die Verwandtschaftsmatrix (Matrixrechnung) muss hier die Verwandtschaft zwischen allen Tieren berücksichtigen und ist eine unabdingbare methodische Voraussetzung für die Schätzung der Zuchtwerte.

Das Ziel der Zuchtwertschätzung ist es den wahrscheinlichen Genotyp eines Hundes zu bewerten, indem sowohl Informationen über die Eigenleistung des Individuums als auch über die Leistung seiner Verwandten in die Berechnung einfliessen.