Dieser Artikel soll der Information von Züchtern der Rasse Australian Cattle Dog dienen und auf eine gravierende Problematik der Wirbelsäule mit hoher Erblichkeit aufmerksam machen.
Der Name der Erkrankung ist DISH (diffuse idiopathische Skelett-Hyperostose), was übersetzt etwa bedeutet unklare Vermehrung der Knochensubstanz ohne bekannte Ursache.
Leider ist DISH bei Cattle Dogs ein weit verbreitetes und bisher oft unerkanntes und unterschätztes Problem. DISH wird häufig mit verschleissbedingter Spondylose (SD) verwechselt im Folgenden werden die Unterschiede erklärt.
An der Universität Bern läuft derzeit ein Forschungsprojekt mit dem
Ziel, einen Gentest für DISH zu entwickeln. Prof. Tosso Leeb sammelt Blut-Proben
von betroffenen Hunden und ihren Verwandten. Die Röntgenbilder werden von
PD Dr. med. vet. F. Steffen, ECVN gesichtet und eingeteilt.
Bisher konnten wir 75 Hunde dokumentieren (Stand August 2014):
19 DISH betroffen
10 DISH zweifelhaft
46 DISH frei
Gesunde Wirbelsäule
eines fünfjährigen Australian Cattle Dog
Die betroffenen Hunde stammen aus
bisher 5 verschiedenen Linien aus bisher 4 europäischen Nationen, sowohl
mit australischem als auch mit us-amerikanischem Hintergrund. Auffällig
ist dabei die extrem hohe Erblichkeit von DISH, es sind Abstammungslinien dokumentiert,
in denen lückenlos bis zu 4 Generationen betroffen sind.
Aus wissenschaftlicher und veterinärmedizinischer Sicht wird dringend empfohlen,
vor einer Verpaarung die Wirbelsäule der Zuchthunde zu röntgen!
Bis ein Gentest zur Verfügung steht, ist es momentan der beste Rat, nur
mit zwei DISH-frei geröntgten Hunden zu züchten. Die bisherigen Stammbaumanalysen
zeigen, dass im Fall eines DISH-betroffenen Hundes immer auch zumindest ein
Elternteil ebenfalls betroffen ist. Der genaue Erbgang ist zwar zum momentanen
Zeitpunkt noch nicht genau geklärt, aber die Erblichkeit ist ohne Frage
sehr hoch. Bei der Zuchtverwendung eines DISH-betroffenen Hundes ist mit hoher
Wahrscheinlichkeit damit zu rechnen, dass auch einige Welpen eine DISH entwickeln
werden.
Was ist DISH?
Eine DISH (diffuse idiopathische
Skelett-Hyperostose) ist ein nicht entzündlicher Prozess, auch bekannt
als Bambuswirbelsäule oder Zuckergusswirbelsäule.
Bei einer DISH können bereits im jungen Hund Sehnen und Bänder (vor
allem das untere Längsband) der Wirbelsäule verkalken. Die Wirbelzwischenräume
mit den darin liegenden Bandscheiben sind ganz selten beeinträchtigt.
Im Röntgenbild sieht man, dass die Verknöcherung fast die gleiche
Dichte wie der Wirbelknochen aufweist. Das Wachstum der Verknöcherung geht
immer von der Mitte des Wirbelkörpers aus. Manchmal kann man im Bild eine
feine Trennlinie an der Grenze des ursprünglichen Wirbelkörpers erkennen.
Am häufigsten findet man DISH an der Lendenwirbelsäule, es können
aber auch andere Bereiche betroffen sein, die Halswirbelsäule jedoch eher
selten.
Oft sind mehrere Wirbel mit diesen knöchernen Brücken verbunden, es
gibt aber auch Fälle wo nur ein einzelnes Segment vorhanden ist.
Interessanterweise ist DISH am Übergang des letzten Lendenwirbels (L7)
zum Kreuzbein (S1) ganz selten.
Wirbelsäule eines zweijährigen Australian Cattle Dog
mit DISH
Klinisch sind DISH-Hunde meistens wenig auffällig, eine veränderte
Rutenhaltung, eine weniger elastische und aufgewölbte Wirbelsäule,
weniger Beweglichkeit, ein auffälliger Gangwechsel (auf einmal Passgang)
können Anzeichen für eine Veränderung in der Wirbelsäule
sein.
Die Beschwerden sind abhängig von der Ausprägung der DISH (wie viele
Segmente sind betroffen) und dem Alter des Hundes (im Alter nimmt die Beweglichkeit
und die Kraft ab und die Beschwerden nehmen zu).
Sehr oft sind klinisch auffällige Hunde mit DISH und SD (Spondylosis deformans)
betroffen.
Was ist Spondylose (SD)?
SD (Spondylosis deformans, oder Spondylose)
ist eine degenerative Veränderung der Wirbel und der Wirbelzwischenräume
mit der Bandscheibe (Intervertebral-Räume).
Degenerativ bedeutet durch Verschleiß bedingt. Vermutlich
ist die Ursache in einer Überbeanspruchung der Bandscheibe zu suchen. Der
Körper hilft sich, er möchte diese Überbeweglichkeit stabilisieren
und bildet dazu Osteophyten (Knochensporne, Zacken) um die betroffenen Wirbelzwischenräume
zu versteifen. Der Aufbau der
knöchernen Überbrückung ist jedoch weniger dicht/hart als bei
DISH, und die Verkalkung beginnt nicht in der Mitte des Wirbelknochens (es ist
ein anderes optisches Erscheinungsbild).
Bei Spondylosen sind die Wirbelzwischenräume
oft eng, und die Nerven werden gereizt, was Rückenschmerzen auslösen
kann. Spondylose kann in allen Teilen der Wirbelsäulen vorkommen. Gerade
bei Sporthunden (IPO, Agility) findet man SD auch im Hals- und Brustbereich.
Die Ursache von SD ist nicht klar,
eine gewisse Disposition (genetisch?) und zu viel einseitige Bewegungen (Trauma)
können eine Rolle spielen.
Klinisch zeigen Hunde mit SD meistens deutliche Anzeichen. Lautäußerungen
bei Schmerzen, Verweigerung von Sprüngen, Lahmheit oder sogar neurologische
Ausfälle sowie Probleme mit der Kontrolle von Blase und Anus können
Zeichen für eine schmerzhafte SD sein.
Es gibt Hunde die mit DISH und SD betroffen sind. In vielen Fällen ist
eine genaue Analyse erst im MRI möglich.
Wirbelsäule eines
achtjährigen Australian Cattle Dog mit Spondylose (SD)
Kurze Zusammenfassung:
DISH (nicht entzündlicher Prozess)
beeinflusst die Zwischenräume und Bandscheiben sehr selten. DISH kommt
wenig am L7-S1 vor.
SD (degenerativer Prozess) tritt meistens in Kombination mit Bandscheibenproblemen
auf und ist klinisch auffälliger.
Wir unterstützen die Forschung!
Ist Ihr Hund DISH-betroffen und Sie
möchten an der Studie teilnehmen?
Dann nehmen Sie bitte Kontakt auf mit Eva Holderegger Walser, eva@cattledog.ch
oder direkt mit der Doktorandin Michaela Wiedmer, michaela.wiedmer@vetsuisse.unibe.ch
verantwortlich für den Inhalt:
Eva Holderegger Walser, Mag.rer.nat. Viktoria Kastner, Dr.med.vet. Maike Jahto.
Text kontrolliert durch PD. Dr. F. Steffen, ECVN